Nachhaltige BeschaffungFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Ausschreibungen für Spielplätze, Sport- und Freizeiteinrichtungen

Die Anforderungen an Sport- und Freizeitanlagen wandeln sich mit den Bewegungstrends und der Altersstruktur der Bevölkerung. Abwechslungsreiche Angebote und zeitgemäße Trends gilt es in öffentlichen Aktionsräumen zu berücksichtigen. Diese Aspekte sollten in Planung und Ausschreibung erfasst und mit entsprechenden Produkten umgesetzt werden.

- Text: Klaus Diehl, erschienen im "Themenheft II: Öffentliche Grünflächen & Forst" aus der Reihe Nachwachsende Rohsoffe im Einkauf (2012) der FNR. 


Neben dem vielseitigen Werkstoff Holz spielen bei der Ausstattung und Möblierung von Spielplätzen biobasierte Farben und Anstrichmittel sowie andere Bau- und Naturmaterialien eine Rolle. Weiterhin kommen für den Fallschutz oder bei Trimmpfaden Produkte wie Rindenmulch oder Holzhackschnitzel zum Einsatz. An dieser Stelle soll noch einmal auf die positiven Eigenschaften hingewiesen werden, die der Einsatz von Holz mit sich bringt:

  • In Deutschland wächst dank nachhaltiger Forstwirtschaft mehr Holz nach, als gebraucht wird.
  • Die Holzverwertung ist mit niedrigen CO2-Emissionen verbunden.
  • Es gibt nur geringen bis gar keinen Chemikalieneinsatz.
  • Es gibt keine oder nur geringere Abwasserbelastung.
  • Holz kann wiederverwendet werden (Kaskadennutzung).
  • Das Abfallallaufkommen wird am Ende der Nutzungsphase durch Verbrennung minimiert.
  • Geringer Energieeinsatz für den Transport durch kurze Wege.
  • Heimisches Holz entlastet die globalen Waldressourcen.
  • Die Biodiversität und der Lebensraum von Naturvölkern bleiben erhalten.

Damit wird unterstrichen, dass Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen eigentlich ein Muss für Spielplätze oder Erholungseinrichtungen sein sollten, denn sie schaffen zusätzliche haptische Erlebniswelten, die sich in Einstellungen manifestieren können. Gleichzeitig ist Vandalismus bei Spiel- und Sportplätzen oft ein Problem. Mit einer Bürgerbeteiligung im Vorfeld, bei der Kinder und Jugendliche in die Planung einbezogen werden, kann hier wirkungsvoll gegengesteuert werden. Eine emotionale Bindung zu der Anlage verhindert die Zerstörung.

Nachhaltigkeit beim Spielplatzbau, Bild: eibe GmbH

Formulierungshilfe: Leistungsbeschreibung Spielgerät

 

Eigenschaften

Alle am Spielgerät verwendeten Hölzer müssen nachweislich aus legalen und nachhaltigen Quellen stammen, inklusive der gesamten CoC (Chain of Custody, Produktkette). Ein Nachweis hierfür ist vom Bieter vorzulegen.

Folgende Kriterien müssen erfüllt sein:

  • Die angebotenen Geräte müssen hauptsächlich aus kesseldruckimprägniertem Nadelholz (Kiefer, Douglasie oder vergleichbar), Rund- oder Kantholz bestehen. Hölzer der Resistenzklasse 1 (Robinie) müssen splintfrei, geschliffen und geölt sein, um sich in die bestehenden Spielplätze einzufügen.
  • Alle Holzbauteile sind ohne Erdkontakt auf verzinkten Stahlschuhen aufzuständern, ausgenommen Spielgeräte aus Robinie.
  • Verbindungsteile aus Stahl müssen feuerverzinkt oder aus Edelstahl sein. Bei Spielgeräten aus Robinie ist darauf zu achten, nur Verbindungen aus Edelstahl zu verwenden.
  • Die Behandlung des Holzes hat ausschließlich mit Naturfarben oder -lacken zu erfolgen.
  • Der Fallschutz muss aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und hohen Belastungen genügen.

Zu jeder Position kann eine alternative Spielkombination (in Verbindung mit dem Hauptangebot) angeboten werden. Hierdurch können Erfahrungen eingebracht bzw. der vorhandene Platz besser ausgenutzt werden. Zu den jeweiligen Positionen sollte Anschauungsmaterial beigefügt werden. Bei Lieferung der Spielgeräte ist jeweils eine Montageanleitung beizulegen.

 

Wertungskriterien

Neben dem angebotenen Preis stellen für den Auftraggeber die Qualität und Umweltfreundlichkeit sowie die Kreativität der angebotenen Spielkombinationen wichtige Kriterien dar. Bei den Umweltkriterien wird insbesondere Wert gelegt auf:

  • nachwachsende Rohstoffe,
  • legale und nachhaltige Quellen,
  • sortenreine Qualität,
  • naturnahe Behandlung und Verarbeitung sowie
  • umweltfreundliche Entsorgung.

In die Bewertung fließen diese Positionen über ein Punktesystem ein. Zusätzliche Eigenschaften werden mit Bonuspunkten bewertet. Im gegenteiligen Fall gibt es Punktabzug. Wird zuvor entschieden, welches Kriterium die höchste Bedeutung hat und bei der Gesamtpunktzahl 10% Toleranz eingeräumt, verringert sich die Chance für Anbieter mit Dumpingpreisen.

Spielgeräte aus Holz repräsentieren die Natur, während Stahl- und Kunststoffgeräte eher den urbanen Bereich verkörpern. In jedem Fall lässt sich Holz hervorragend mit Metall kombinieren und fügt sich dann auch ausgesprochen gut in moderne Stadtquartiere ein. Holz verfügt über eine angenehme Haptik und vermittelt bei Kälte und Hitze ein angenehmeres Griff- und Sitzgefühl. Mit Holz lässt sich ein Höchstmaß an Individualität erreichen, insbesondere dann, wenn bei der Konzeption der natürliche Wuchs, z.B. der Robinie, berücksichtigt wird.

Beispiel nachhaltige Wertungskriterien Spielplatzbau, Bild: FNR

Tipps für die Planung und Ausschreibung
  • Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung hat in der Leistungsbeschreibung erste Priorität.

  • Einheimische Quellen schonen die globalen Waldressourcen und lassen die Wertschöpfung vor Ort.


  • Argumente für Holz: In Architektur und Design bietet Holz ein Höchstmaß an Flexibilität. Die Lebensdauer eines Spielplatzes wird mit ca. 15 Jahren angesetzt. Diese Haltbarkeitsanforderung kann durch Holzspielgeräte problemlos erfüllt werden


  • Konstruktiver Holzschutz: Durch Verwendung dauerhafter Holzarten und geeignete baulich-konstruktive Maßnahmen kann auf chemischen Holzschutz verzichtet werden.


  • Technische Hinweise: Holzrisse stellen in der Regel keinen Mangel dar und haben meist keine nachteiligen Auswirkungen auf die Statik. Es sollte ein unmittelbarer Kontakt zwischen Rindenmulch als Fallschutzbelag und den Holzpfosten von Spielgeräten vermieden werden, um die Übertragung holzschädlicher Organismen und Fäulnisbildung zu vermeiden. Bei gerbsäurehaltigem Holz sollten Verschraubungen etc. aus Stahl anstatt verzinktem Eisen ausgeführt werden.


  • Fallschutz und Wegeausstattung: Der hauptsächliche Vorteil von Holzhackschnitzeln gegenüber Rindenmulch liegt in der mehr als doppelt so hohen Lebensdauer.

  • Gütezeichen: Bei Spielgeräten und Ausstattung liefern Kriterien der Umweltlabels FSC, PEFC oder der Herkunftsnachweis HOLZ VON HIER sowie der Blaue Engel wichtige Hinweise für die Leistungsbeschreibung. www.fsc-deutschland.de, www.pefc.de, www.holz-von-hier.de, www.blauer-engel.de


  • Wichtige DIN-Normen: DIN EN 1177 „Stoßdämpfende Spielplatzböden“; DIN EN 1176 „Spielplatzgeräte und Spielplatzböden“, DIN 18034 (Ausgabedatum: 2012-02) „Spielplätze und Freiräume zum Spielen – Anforderungen für Planung, Bau und Betrieb“. Eine Normen-Sammlung ist in dem DIN-Taschenbuch „Spielplätze und Freizeitanlagen“ erhältlich. Daneben existieren zahlreiche Merkblätter.

 

 

Weitere Informationen zum Thema Nachhaltiger kommunaler GalaBau:

Themenheft II: Grünflächen und Forst aus der Publikationsreihe Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf

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