Nachhaltige BeschaffungFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Nachwachsende Rohstoffe als Düngemittel und Bodenhilfsstoffe: Produkte für den Einkauf

In der Vergangenheit wurde Dünger oft anhand von Faustzahlen ausgebracht, ohne die tatsächlich im Boden vorhandenen Nährstoffgehalte zu berücksichtigen. Dadurch gelangten mehr Nährstoffe als notwendig in den Boden. 

- Text: Klaus Diehl, erschienen im "Themenheft II: Öffentliche Grünflächen & Forst" aus der Reihe Nachwachsende Rohsoffe im Einkauf (2012) der FNR. 


In der Vergangenheit wurde Dünger oft anhand von Faustzahlen ausgebracht, ohne die tatsächlich im Boden vorhandenen Nährstoffgehalte zu berücksichtigen. Dadurch gelangten mehr Nährstoffe als notwendig in den Boden. Auf die möglichen Umweltfolgen einer solchen nicht bedarfs- und fachgerechten Düngung wurde bereits hingewiesen. Bodenanalysen haben nachgewiesen, dass durch die Nährstoffüberversorgung in der Vergangenheit in vielen Teilen Deutschlands diejenigen Nährstoffe, die sich nicht leicht auswaschen lassen, in mehr als ausreichender Menge vorliegen. Daher sollten vor einer Düngung die verfügbaren Nährstoffgehalte im Boden ermittelt werden. Auf Grundlage der Bodenanalyse wird dann, je nach Anspruch der Pflanzung, der jeweilige Düngebedarf ermittelt. Meist gilt: Je höher der Humusanteil, desto besser ist die Versorgung mit Stickstoff gewährleistet. Organische und organisch-mineralische Handelsdünger sind in der Regel je nach gewünschter Nährstoffbetonung aus verschiedenen Düngerkomponenten zusammengesetzt und in allen Applikationsformen erhältlich, beispielsweise als Granulate oder Pellets, aber auch in flüssiger Form wie Algenkonzentrate oder flüssiger NK-Dünger auf Vinassebasis.

Entscheidend für die Verfügbarkeit von Phosphor und anderen Nährstoffen ist der Boden-pH-Wert. Dieser ist für den Tongehalt des Bodens und die Ansprüche der Pflanzen zu optimieren. Dafür kann beispielsweise Algenkalk oder Carbokalk verwendet werden, beides Produkte mit Anteilen aus nachwachsenden Rohstoffen. Zur Stickstoffdüngung eignen sich aus der Palette der tierischen Rohstoffe Hornspäne oder das schneller mineralisierende Hornmehl, Haarmehl oder Blutmehl, auf pflanzlicher Basis die verschiedenen Schrote und Presskuchen. Die ebenfalls als Stickstoffdünger geeigneten Schafwollpellets sind auch eine gute Quelle für Kalium, das die Pflanzen für die Überwinterung stärkt. Bei Phosphormangel kann Knochenmehl gegeben werden. Phosphor- und/oder Kaliumgaben sind auch mit Asche aus Holz oder Stroh möglich, jedoch muss dabei der recht hohe pH-Wert der Asche in Betracht gezogen werden, der eine Ausbringung auf Böden mit bereits hohem pH-Wert ausschließt. Zur Düngung und Bodenverbesserung durch Einbringung von organischem Material eignet sich besonders der Volldünger Kompost, der aus den unterschiedlichsten organischen Materialien hergestellt werden kann und vor Beginn der Vegetationsperiode ausgebracht wird. Auch Stallmist ist pflanzenverträglicher nach einer vorhergehenden Kompostierung.

Düngung von Pflanzflächen

Pellets oder Granulate gibt es in unterschiedlichen Zusammensetzungen aus einzelnen NawaRo-Düngekomponenten. Eine preisgünstigere Variante ist die Verwendung von Kompost. Laut Empfehlung der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) sollte in Gehölzpflanzungen höchstens 1 l Kompost pro m2 ausgebracht werden. Bei Neuanlagen von Pflanzflächen wird für humus- und nährstoffarme Böden empfohlen, einmalig eine hohe Kompostgabe von 50 l pro m2 (eine etwa 5cm hohe Schicht) auszubringen und 10cm in den Boden einzuarbeiten. Weitere Kompostgaben sollten erst nach Ablauf von drei Jahren erfolgen. Auch Stallmist ist ein günstiger Wirtschaftsdünger und kann sehr gut zur Rosendüngung verwendet werden. Der unterschiedliche Nährstoffgehalt von Rinder-, Pferde- oder Geflügelmist ist dabei zu beachten. Als reine Stickstoffdüngung sind Hornspäne geeignet. Wenn die Zeit bis zur Pflanzung es erlaubt, kann eine Gründüngung vorgenommen werden, die gleichzeitig eine Bodenverbesserung darstellt. Zur Auswahl steht eine Vielzahl möglicher Gründüngungspflanzen.

Düngung von Rasenflächen

Die Nährstoffversorgung von Rasenflächen ist mit einem organischen Pellet- oder Granulatdünger einfach zu bewerkstelligen. Auch eine organische Flüssigdüngung, beispielsweise auf Basis von Vinasse oder Kartoffelrestfruchtwasser, ist geeignet, sofern Geräte zur Ausbringung vorhanden sind. Eine weitere Möglichkeit der Düngung (je nach Rasentyp) ist wiederum die Ausbringung von Kompost. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) empfiehlt für Rasenflächen, im Frühjahr nach dem Vertikutieren 2 l Kompost pro m2 einzubringen. Da der im Kompost gebundene Stickstoff nicht sofort zur Verfügung steht, muss im Falle eines akuten Stickstoffmangels zusätzlich schnell verfügbarer Stickstoff gegeben werden, z.B. in Form von Hornmehl.

Düngung von Bäumen

Falls das Pflanzsubstrat nicht bereits organische Substanz enthält, kann Kompost als Depotdünger für Bäume fungieren und in das Pflanzloch (Nicht tiefer als 40cm!) oder in die oberste Bodenschicht mit eingearbeitet werden, um die Nährstoffversorgung in der Anfangsentwicklung zu gewährleisten. Auch organische Dünger in Pellet- oder Granulatform sind geeignet, zur reinen Stickstoffversorgung empfehlen sich Hornspäne.

Düngung von Dachbegrünungen

Ist für die jeweilige Dachbegrünung keine ausreichende Nährstoffbevorratung im Substrat vorhanden, kann auf Kompostgaben, Granulat- oder Pelletdünger zurückgegriffen werden. Extensive Dachbegrünungen benötigen in der Regel keine Düngung.

Düngung in historischen Gärten Für Rosenpflanzungen wird in der FLL-Richtlinie eine ausgewogene Düngung gefordert und auf den höheren Nährstoffbedarf bei öfter blühenden Rosen hingewiesen. Deswegen sollte nach der Hauptblüte mit schnell wirksamem Stickstoff gedüngt werden. Historische Obstbaumpflanzungen sind vorzugsweise mit organischem Dünger zu versorgen, wenngleich auch eine ergänzende Gabe mit mineralischem Dünger sinnvoll sein kann. Für Kübelpflanzen wird von schnell wirkenden mineralischen Düngern abgeraten, stattdessen sollen die Nährstoffe langsam freigesetzt werden, z. B. aus Hornspänen. Zitruspflanzen werden entsprechend FLL-Empfehlungen noch im Februar mit gut abgelagertem Stallmist zur Stimulierung des Bodenlebens gemulcht. Weiterhin wird ebenfalls im Februar eine Handvoll Knochenmehl und ab März alle 5 bis 6 Wochen Blutmehl bis Mitte August verabreicht. Zusätzlicher Nährstoffbedarf soll über einen wasserlöslichen Volldünger mit Spurennährstoffen gedeckt werden, der dem Gießwasser beigemischt wird. Als Flüssigdünger für Rosen kommen NawaRo-Produkte auf Basis von Vinasse oder Kartoffelrestfruchtwasser infrage.

Düngung bei der Begrünung von Problemflächen

Die FLL-Empfehlungen zur Begrünung von Problemflächen fordern vor eventuellen Düngemaßnahmen eine Bodenuntersuchung. An organischen Düngemitteln werden ausdrücklich Komposte, Klärschlämme, Gülle und Stallmist erwähnt, die wie alle organischen Düngemittel zur Verbesserung der Humusbilanz beitragen. Über die reine Nährstoffversorgung hinaus kann die Düngung die Schadstoffmobilität und -konzentration in Böden beeinflussen. Die FLL-Empfehlungen nennen abhängig von der Bodenart die anzustrebenden Gehalte an pflanzenverfügbaren Hauptnährstoffen zu Beginn der Begrünung und geben weitere Empfehlungen. Eventuelle Auswirkungen der Dünger auf bestehende Schwermetall- und Schadstoffbelastungen sind zu berücksichtigen. Basisch wirkende Dünger können die Immobilisierung vieler Schwermetalle nach sich ziehen, während sauer wirkende Dünger deren Verlagerung in tiefere Bodenschichten bewirken können.

Nachwachsende Rohsoffe als Bodenhilfsstoffe

Bodenhilfsstoffe werden für verschiedene Anwendungen und Zwecke und mit unterschiedlichen Wirkungen angeboten. Nicht immer lassen sich die Wirkungen tatsächlich wissenschaftlich belegen. Ähnlich wie bei den Düngemitteln sind Bodenhilfsstoffprodukte oft aus verschiedenen, teilweise mineralischen Komponenten zusammengestellt. Im Folgenden sind einige wichtige Bodenhilfsstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe aufgeführt:

  • Kohle aus Holz, Stroh, Rinde, Ernterückständen
  • quellbare Naturprodukte wie Zellulose- oder Stärkeether, Glycerin, Guarderivate
  • Meeresalgen (allgemein)
  • Braunalgenaufbereitung
  • Gründüngung (Kreuzblütler, Leguminosen, Gräser, Sonnenblumen, Phacelia)
  • Rotalgen(kalk)
  • (arbuskuläre) Mykorrhiza-Pilze
  • Mikroorganismen (z.B. Azotobacter-Bakterien)
  • Milchsäurevergärungsprodukt aus pflanzlichen Extrakten, Melasse, Silizium und Kräuterextrakten in feinstofflicher Form

Grüngutkompost ist ein für die meisten Zwecke des Garten- und Landschaftsbaus geeigneter Dünger. Bild: Nuk2013/shutterstock.com

Tipps für die Planung und Ausschreibung
  • Freie Wahl: Die einschlägigen Regelwerke machen zur Art der Düngung – mineralisch oder organisch – keine Vorgaben. Der Auftraggeber/Einkäufer kann frei entscheiden.

  • Ökologische und ökonomische Vorteile durch Bodenanalysen: Eine Bodenanalyse vor der Düngung ist wichtig und vermeidet Überdüngung und unnötige Kosten.


  • Organische Dünger: Für die Düngung und Bodenverbesserung im öffentlichen Grün steht für die unterschiedlichsten Anwendungen eine Vielfalt an biobasierten Dünge- und Bodenverbesserungsprodukten zur Verfügung. Produkte und Hersteller unter: datenbank.fnr.de


  • Umweltvorteile: Die meisten organischen Düngemittel bringen Umweltvorteile mit sich.


  • So viel wie nötig und so wenig wie möglich: Übermäßiges und unsachgemäßes Düngen schadet der Umwelt. In der Unterhaltungspflege muss nur auf stark beanspruchten Rasenflächen, wie beispielsweise Sportplätzen, kontinuierlich gedüngt werden.


  • Gute fachliche Praxis: Auch wenn Düngeverordnung, Bioabfallverordnung und Klärschlammverordnung im öffentlichen Grün nicht explizit gelten, geben sie Hinweise zur guten fachlichen Praxis und sollten beachtet werden.

 


Weitere Informationen zum Thema Nachhaltiger kommunaler GalaBau:

Themenheft II: Grünflächen und Forst aus der Publikationsreihe Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf

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