Nachhaltige BeschaffungFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Natürliche Mulchstoffe

Mulchen ist eine etablierte Maßnahme im Grünflächenbereich. Dabei stehen die Reduktion des Pflegeaufwandes (Unkrautbekämpfung, Wässern) und damit Personalkosten sowie optische Aspekte im Vordergrund. Materialpreis und Verfügbarkeit der zur Auswahl stehenden Mulchstoffe spielen eine weitere Rolle.

- Text: Klaus Diehl, erschienen im "Themenheft II: Öffentliche Grünflächen & Forst" aus der Reihe Nachwachsende Rohsoffe im Einkauf (2012) der FNR. 


Mulchen ist eine etablierte Maßnahme im Grünflächenbereich. Dabei stehen die Reduktion des Pflegeaufwandes (Unkrautbekämpfung, Wässern) und damit Personalkosten sowie optische Aspekte im Vordergrund. Materialpreis und Verfügbarkeit der zur Auswahl stehenden Mulchstoffe spielen eine weitere Rolle. Zur Anwendung kommen meist streufähige organische, mineralische oder industriell gefertigte Mulchprodukte, wie beispielsweise Folien, Matten, Papiere oder Mulchscheiben. Folgende ökologische Gründe sprechen je nach Mulchmaterial, Anpflanzung und Standort für das Mulchen:

  • Schwankungen der Bodenfeuchte werden ausgeglichen.
  • Temperaturunterschiede im Boden werden abgemildert.
  • Organische Mulchstoffe bewirken den Aufbau von Humus.
  • Günstiges Mikroklima fördert die biologische Aktivität des Bodens.
  • Die Bodenstruktur wird verbessert.
  • Die Abflussgeschwindigkeit wird verringert.
  • Erosion wird verhindert.

Nachfolgend werden wichtige Informationen zu den unterschiedlichen Mulchprodukten aus nachwachsenden Rohstoffen gegeben und wesentliche Kriterien für die Formulierung von Leistungsbeschreibungen – auch für Dienstleister – genannt.

Mulchstoffe und Mulchprodukte aus nachwachsenden Rohstoffen

Mulchstoffe, die für die Verwendung im Bereich von öffentlichen Grünflächen geeignet sind, sollten hinsichtlich ihrer Eigenschaften möglichst folgende Grundanforderungen erfüllen:

  • deutliche Pflegereduktion
  • positive Ästhetik (Optik, Geruch)
  • günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis
  • gute Verfügbarkeit
  • leichte Anwendung
  • ausreichende Verwehstabilität.

Die bei der Grünflächenpflege kostenlos anfallenden potenziellen Mulchmaterialien wie Laub, Rasen- oder Grasschnitt oder das in der Landwirtschaft anfallende Stroh sind aus optischen Gründen für die Mulchung repräsentativer Pflanzungen eher ungeeignet. Wegen ihrer bodenverbessernden Wirkung lassen sich diese Mulchstoffe allerdings gut zum Mulchen von Pflanzflächen in der freien Landschaft verwenden.

Bei öffentlichen Pflanzungen finden Rindenprodukte, Strauchhäcksel oder Holzhackschnitzel bevorzugte Verwendung. Auch ein mit Kompost stickstoffstabilisiertes Produkt auf Basis von Holzfasern ist am Markt erhältlich. Eine bislang noch wenig bekannte Alternative ist Miscanthusstroh. Qualitätsanforderungen und Anwendungsempfehlungen für organische Mulchstoffe im Landschaftsbau wurden 1994 in einer Richtlinie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) definiert.

In den Normen DIN 18916 und DIN 18919 wird auf die FLL-Richtlinie verwiesen. Diese bildet eine wesentliche Planungsgrundlage, um eventuelle Pflanzenschädigungen durch organische Mulchmaterialien zu vermeiden. In den Empfehlungen werden Arten der Bepflanzung unterschieden und die zulässigen Ausgangsstoffe genannt. Aufgeführt werden auch geeignete industriell gefertigte Produkte, die aus der pflanzlichen und tierischen Veredelungsindustrie oder aus biogenen Reststoffen der gewerblichen Wirtschaft stammen.

Dazu gehören biobasierte Mulchscheiben, Vliese, Matten, Folien oder Mulchpapiere. Die Richtlinie legt die Anforderungen an Zusatzstoffe, Schwermetallgehalte, Feinanteilgehalte und die Verwehstabilität fest. Darüber hinaus werden Empfehlungen in Bezug auf C/N-Verhältnis, Ausgleichsdüngung, Schichtdicken, Anwendungsmengen, Ausbringungszeit und zeitliche Aufeinanderfolge genannt.

Die Qualitätsanforderungen an die Materialien und die Anwendungsempfehlungen sind dringend zu berücksichtigen, da eine Mulchung ansonsten auch negative Auswirkungen haben kann. So fordert die FLL-Richtlinie für organische Mulchstoffe generell ein C/N-Verhältnis von mehr als 45 : 1 und bei Rindenmulch von mehr als 60 : 1. Durch ein weites C/N-Verhältnis und das Aussieben von Feinanteilen soll u.a. eine zu schnelle Verrottung vermieden werden. Allerdings kann bei einem weiten C/N-Verhältnis eine N-Immobilisierung (Stickstoffsperre) zulasten der Vegetation auftreten. Um möglichem Kümmerwuchs und Chlorosen bei den Pflanzen vorzubeugen, wird daher eine vorherige Stickstoffausgleichsdüngung empfohlen. Weiterhin können auch herbizid wirkende pflanzliche Gerbstoffe zu Pflanzenschäden führen. Gerade Neupflanzungen und Stauden reagieren auf diese beiden Beeinträchtigungen empfindlicher, weshalb bei diesen Anwendungen gemäß FLL nur angerottetes Mulchmaterial verwendet werden darf, während Baum- und Gehölzbestände eine frische Mulchschicht in der Regel gut vertragen. Sofern Mulchstoffe aus Gehölzschnitt von Flächen mit befallenen Pflanzen (z.B. Schadpilzen) stammen, dürfen sie zur Minderung des Befalldrucks erst nach einer Anrottung mit Temperaturen von über60°C und mindestens 1-maliger Umsetzung verwendet werden.

Die bei kommunalen oder straßenbaulichen Pflegearbeiten anfallenden Strauch- und Baumhäcksel eignen sich insbesondere für

die Mulchung von Gehölzpflanzungen im Außenbereich. Bild: FNR/Hauri

Schüttfähige Mulchstoffe

  • Rindenprodukte (Rindenmulch, Rindendekor, Rindenhumus)
  • Baum- und Strauchhäcksel
  • Holzhackschnitzel
  • Holzfaserprodukte
  • Miscanthusstroh
  • Kakaoschalen
  • Muschelschalen

Industriell gefertigte biobasierte Mulchprodukte

Neben den streufähigen Mulchstoffen befinden sich eine Reihe industriell gefertigter Produkte im Handel. Hierzu gehören beispielsweise: 

  • Mulchscheiben
  • Mulchpapiere
  • Mulchfolien
  • Mulchmatten.

Papiere, Folien oder Matten werden flächig, meist auf kleinen bis mittleren innerstädtischen repräsentativen Pflanzflächen, Verkehrsinseln und Böschungen eingesetzt, um dort in erster Linie die Unkrautentwicklung zwischen den einzubringenden Pflanzen zuverlässig zu unterdrücken. Sie erfüllen aber auch die anderen Mulchfunktionen. Je nach Material handelt es sich um kurz-, mittel- oder langlebige Produkte. Kurzlebige, schnell abbaubare Produkte eignen sich insbesondere zur Bodenabdeckung bei Saison- und Wechselbepflanzungen, während mittel- und langlebige Produkte für Dauerpflanzungen oder mehrfache Anwendungen geeignet sind. Zur Kaschierung werden diese Materialien oft nach der Bepflanzung nochmals mit dekorativen streufähigen Mulchprodukten abgedeckt.

 

Hinweise zur Ausschreibung

Im Rahmen der freiwilligen RAL-Gütesicherung hat die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen e.V. (GGS) aus den Richtlinien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) Qualitätsanforderungen für organische Mulchprodukte für Rindenmulch (RAL-GZ 250/1-1) und Rindenhumus (RAL-GZ 250/1-2) erarbeitet. www.substrate-ev.org

Bei Mulchprodukten aus Holz sollte auf die Herkunft aus nachhaltigen Quellen geachtet werden, die beispielsweise durch die Umweltzeichen FSC, PEFC oder HOLZ VON HIER nachgewiesen werden können. Eine ausführliche Darstellung der einzelnen Kriterien findet sich in Kapitel 7. Die Zeichengeber bieten neben beschaffung.fnr.de ebenfalls Produkt- und Herstellerdatenbanken an. https://en.fsc-produkte.de/ und www.pefc.de/pefc-siegel/pefc-fur-endverbraucher/pefc-produkte-einkaufen/ oder www.holz-von-hier.eu/anbieter-finden-2/.

Tipps für die Planung und Ausschreibung
  • Umweltvorteile: Mittels Mulchen lässt sich Wasser sparen und Bodenerosion verhindern. Organische Mulchstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen bewirken zudem den Aufbau von Humus und fördern das Bodenleben.

  • Für organische Mulchstoffe gelten die Qualitätsanforderungen und Anwendungsempfehlungen der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL). DIN 18916 und DIN 18919 verweisen auf diese Richtlinie.


  • Stickstoffausgleichsdüngung: Organische Mulchstoffe zeichnen sich i. d. R. durch ein weites C/N-Verhältnis aus. Mikroben binden für den Kohlenstoffabbau Stickstoff, der dann den Pflanzen nicht mehr ausreichend zur Verfügung steht. Daher empfiehlt sich vor dem Auftrag von Rindenmulch & Co. eine Düngung mit organischen Stickstoffdüngern.


  • Alle Neupflanzungen, aber auch bestehende Stauden- und Kleingehölzpflanzungen reagieren außer auf Stickstoffmangel empfindlich auf hohe Gerbsäuregehalte. Gemäß den Anwendungsempfehlungen der FLL darf für Neupflanzungen und Stauden nur angerottetes Mulchmaterial verwendet werden. Besonders bei Stauden sollten Rindenhumus, stickstoffstabilisierte Holzfaserprodukte oder Miscanthusmulch bevorzugt werden.


  • Gütesicherung und Gleichwertigkeitsgebot: Bei Rindenprodukten bürgt die RAL-Gütesicherung für Reinheit im Hinblick auf artfremde Stoffe, Insektizidrückstände, Schwermetalle, Pflanzenverträglichkeit, Holzanteil und für Gleichmäßigkeit der Korngrößen. Anbieter für gütegesicherte Rohstoffe und zertifizierte Produkte sind bei den entsprechenden Organisationen in Online-Datenbanken – siehe Kapitel 7 – gelistet. Ausschreibungstext-Beispiele für die Lieferung gütegesicherter Mulchstoffe liefert u.a. die Gütegemeinschaft für Substrate für Pflanzen e.V. (GGS) unter: www.substrate-ev.org


  • Mulchmatten: Für Saison- und Wechselbepflanzungen, Böschungen oder Verkehrsinseln eignen sich vor allem industriell gefertigte Mulchprodukte wie Mulchpapiere, Folien oder Matten


  • Mulchscheiben: Die schnell zu verlegenden Mulchscheiben können trotz höherer Preise bei Strauchpflanzungen in der freien Landschaft die wirtschaftlichere Alternative sein.

 

Bild: FNR


Weitere Informationen zum Thema Nachhaltiger kommunaler GalaBau:

Themenheft II: Grünflächen und Forst aus der Publikationsreihe Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf

Zur Mediathek