Nachhaltige BeschaffungFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Produkte aus Biokunststoff im gartenbaulichen Bedarf

In der gartenbaulichen Praxis finden zahlreiche Produkte aus innovativen Biokunst- und werkstoffen Verwendung. Zu den Ausgangsstoffen biobasierter Kunststoffe gehören beispielsweise Zucker, Stärke, Zellulose, Lignin, Pflanzenöle und Kautschuk. Sie können mit Pflanzenfasern oder Holzmehl zu Biowerkstoffen verarbeitet werden.


In der gartenbaulichen Verwendung finden sich verschiedenste Produkte, die aus modernen innovativen Biokunststoffen, auch in Kombination mit Fasern und Füllstoffen (Biowerkstoffe) hergestellt werden.

 Der Begriff „Biokunststoffe“ ist ein Sammelbegriff, für den es bislang noch keine allgemein anerkannte Definition gibt. Die Vorsilbe „Bio“ kann dabei einerseits für die Rohstoffbasis – biobasiert (nachwachsende Rohstoffe) stehen, andererseits für die Produkteigenschaft „biologischer Abbau“. Soll zum Ausdruck gebracht werden, dass ein Kunststoff nicht aus fossilen, sondern nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurde, wird daher empfohlen von biobasierten Kunststoffen zu sprechen.

Gerade im Gartenbau gibt es Einsatzbereiche, bei denen der biologische Abbau einen wichtigen Zusatznutzen darstellt. Entsprechende Produkte können am Ende ihrer Nutzungsdauer alleine oder zusammen mit den anhaftenden Pflanzenresten kompostiert werden.

Zu den Ausgangsstoffen biobasierter Kunststoffe gehören beispielsweise Zucker, Stärke, Zellulose, Lignin, Pflanzenöle, Kautschuk, aber auch Pflanzenfasern oder Holzmehl. Der Anteil nachwachsender Rohstoffe im Endprodukt kann je nach Kunststoffkategorie, Erfordernis oder Herstellungs- und Verarbeitungsprozess stark schwanken, sodass keine feste Untergrenze des biobasierten Anteils besteht.

Bestimmte Kunststoffe können so fast vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, während es sich bei den meisten biobasierten Kunststoffen um einen Materialmix (sogenannte Blends oder Compounds) aus nachwachsenden und fossilen Rohstoffen handelt. Werden (biobasierte) Kunststoffe mit Naturfasern oder Holzpartikeln gemischt, spricht man von einem Biowerkstoff (Biokomposite).

Auch innerhalb der biobasierten Kunststoffe gibt es, wie bei den fossilbasierten Kunststoffen, verschiedene Typen, die sich hinsichtlich ihrer Monomere und chemischen Zusammensetzung unterscheiden. Die wichtigsten biobasierten Kunststoffe sind PLA (Polymilchsäure), Bio-PE (Bio-Polyethylen), Bio-PET (Bio-Polyethylenterephthalat), cellulosebasierte Kunststoffe und PHA (Polyhydroxyalkanoate).

Hinsichtlich ihrer Ökobilanz können sich die verschiedenen biobasierten Kunststoffe je nach Rohstoff, Rohstoffherkunft, Produktionsverfahren, Transportweg und Verwendungszweck stark voneinander unterscheiden, sodass zur Frage der Nachhaltigkeit im Vergleich zu anderen etablierten Produkten derzeit keine abschließende und seriöse Aussage getroffen werden kann. Gleichwohl stellt allein die Substitution begrenzter fossiler Rohstoffe einen wichtigen Grund für eine stärkere Verwendung dieser Materialien dar. Nachfolgend werden Produkte und ihre Besonderheiten vorgestellt und ihre Eigenschaften für die Formulierung von Leistungsbeschreibungen aufgezeigt.

Töpfe, Schalen und Bindematerialien aus Biowerkstoffen

Insbesondere Töpfe und Schalen werden inzwischen aus biologisch abbaubaren, biobasierten Kunststoffen und Biokompositen angeboten. Weitere biobasierte Kunststoffprodukte für die Stadtgärtnerei oder den Erwerbsgartenbau sind Bindegarne, Bänder, Clips, Wirkstoffkapseln, Mulch- und Agrarfolien, Säcke und Netze. Während es sich bei den holz- und zellulosefaserverstärkten Kunststoffprodukten wie Terrassendielen usw. um sehr haltbare und witterungsresistente Materialien handelt, steht bei der Verwendung von anderen Produkten aus Biowerkstoffen die biologische Abbaubarkeit (Kompostierbarkeit) im Vordergrund.

Insbesondere Bindematerialien, Clips oder Wirkstoffkapseln verbleiben meist als Abfall am Standort oder müssen aufwendig aufgesammelt und entsorgt werden. Arbeitsersparnis und eine Reduzierung des Entsorgungsaufwandes bringen ebenfalls abbaubare Pflanztöpfe, mit denen Pflanzen ohne Austopfen gepflanzt werden können, sowie abbaubare Mulch- und Agrarfolien, die auf der Fläche verbleiben können und sich dort schnell abbauen. Abbaubare Kunststoffsäcke für Schnittgut müssen nicht entleert werden, sondern können samt Inhalt der Kompostierung zugeführt werden. Hierfür gelten die Normen EN 13432 und EN 14995. Verschiedene Umweltgütezeichen weisen die Kompostierfähigkeit der Produkte nach. Dabei ist zu beachten, dass bei EN 13432 und 14995 die Bedingungen industrieller Kompostierungsanlagen und nicht kommunaler Kompostplätze zugrunde gelegt werden. DIN CERTCO und TÜV Austria vergeben auf Basis verschiedener Normen auch Labels für die Garten- bzw. Home-Kompostierbarkeit.

Biobasierte Produkte im Bestattungswesen

Auf den Friedhöfen landet – trotz getrennter Sammelbehälter – regelmäßig abgeräumter Grabschmuck inklusive der Schalen und Töpfe auf dem Friedhofskompost. Daher ist es sinnvoll, über Friedhofssatzungen nicht kompostierbare Stoffe in der Trauerfloristik auszuschließen und gleichzeitig Friedhofsgärtnereien mit Hinweis auf das Angebot kompostierbarer Alternativen entsprechend zu reglementieren. So sind am Markt beispielsweise kompostierbare Schalen, Pflanzringe, Pflanzherzen aus stabilen Altpapierunterlagen oder Biokunststoffen erhältlich. Als Alternativen zu herkömmlichen Schaumkranzunterlagen bieten sich Kranzunterlagen aus Stroh, Reisig, Rattan oder Rinde an. Selbst abbaubare Grablichter werden mittlerweile angeboten. Insbesondere für Waldbestattungen werden – meist aufgrund von Vorschriften – abbaubare Urnen aus Biowerkstoffen eingesetzt. Weiterhin sind attraktive Holz-Schmuckurnen erhältlich.

In diesem Zusammenhang ist, wie auch bei den für den Gartenbau geeigneten Biokunststoffen, darauf hinzuweisen, dass die Kompostierbarkeit gemäß EN 13432 bzw. EN 14995 auf den Bedingungen der Industriekompostierung und nicht der Eigenkompostierung beruht.

Biobasierter Verbundwerkstofftopf, Bild: Novamont

Tipps für die Anwendung und Ausschreibung
  • Biobasiert: Grundsätzlich sollte bei der Formulierung der Leistungsbeschreibung darauf geachtet werden, einen möglichst großen Anteil nachwachsender Rohstoffe am Produkt zu erhalten, um fossile Rohstoffe zu ersetzen und ggf. dem Stoffkreislauf wieder zuzuführen. Anerkannte Gütezeichen leisten Hilfestellung.

  • Biokunststoffprodukte: Informationen zu Materialien, Herstellern und Produkten bieten verschiedene Datenbanken: https://biowerkstoffe.fnr.de/biokunststoffe/datenbanken


  • Kompostierbarkeit:Verschiedene Umweltzeichen weisen auf die Kompostierbarkeit der zertifizierten Produkte hin. Dabei ist zwischen der industriellen Kompostierung (nach EN 13432 bzw. 14995) und der Garten- und Heimkompostierung zu unterscheiden.

 


Weitere Informationen zum Thema Nachhaltiger kommunaler GalaBau:

Themenheft II: Grünflächen und Forst aus der Publikationsreihe Nachwachsende Rohstoffe im Einkauf

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