Nachhaltige BeschaffungFachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

 

Aktuelle Nachricht

Mit dem Food Security Standard Menschenrechte in Agrarlieferketten verwirklichen

Der Food Security Standard (FSS) er­möglicht es, die Einhaltung des Rechts auf Nahrung in der landwirtschaftlichen Produktion zu überprüfen und sicherzustellen. Als Add-On Standard kann er in renommierte Zertifizierungssysteme integriert oder als Überprüfungs- und Reportingtool für unternehmerische Sorgfaltspflichten genutzt werden.

Angemessene Ernährung ist ein Menschenrecht. Doch gerade im Anbau landwirtschaftlicher Exportprodukte im globalen Süden wird dieses Recht oft nicht ausreichend geschützt. Der von der Welthungerhilfe und Meo Carbon Solutions (MEO) etablierte Food Security Standard (FSS) schließt eine bestehende Lücke in Nachhaltigkeitsstandards und hilft Unternehmen, ihrer Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten auf Produktionsebene (insbesondere Recht auf angemessene Nahrung) gerecht zu werden und die vorgeschriebene Sorgfaltspflicht in der Agrarlieferkette einzuhalten.

Der FSS ist ein anerkannter Add-on Standard, der in jeden bestehenden Nachhaltigkeitsstandard im Agrarsektor integriert werden kann und für alle landwirtschaftlichen Produkte, Betriebsgrößen und Betriebstypen anwendbar ist. Er wird von renommierten Zertifizierungssystemen unterstützt. Unter den ersten Anwendern finden sich 4C Services (Kaffee) und ISCC (sämtliche Arten von Biomasse). Zusätzlich wurde ein Stufenmodell als Hinführung zu einer FSS Zertifizierung (FOSSEM – Food Security Sensitive Management) entwickelt, welches auf verschiedenste Kontexte flexibel anpassbar ist. Die Anwendung von FOSSEM kann zum Beispiel im Kontext des LkSG bei Zulieferern als Präventions- oder (im Falle von realisierten Risiken) Abhilfemaßnahme gesehen werden.

Das FSS-Projekt wurde zwischen 2017 und 2021 von WHH, WWF und ZEF initiiert, umgesetzt und etabliert. Welthungerhilfe und MEO arbeiten nun daran, FSS bekanntzumachen und eine breite Anwendung zu erreichen – zur Einhaltung des Rechts auf Nahrung und weiterer Menschenrechte.

Der Food Security Standard bietet eine Reihe praktikabler und messbarer Kriterien und Tools an, die für jedes landwirtschaftliche Produkt, jede Betriebsgröße und jede Unternehmensform anwendbar sind. Er stellt fest, ob Kleinbäuerinnen und Bauern, Arbeiterinnen und Arbeiter sowie umliegende Gemeinden ernährungssicher sind und deren Menschenrechte gewahrt werden. Eine FSS-Zertifizierung bietet ein hohes Maß an Sicherheit, dass ein zertifiziertes Unternehmen alle geschützten Rechtspositionen nach dem LkSG einhält (Rechtsgutachten „Der FSS im Kontext des deutschen LkSG").

Der FSS wird von der Welthungerhilfe und Meo Carbon Solutions geführt und vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe gefördert.

Weitere Informationen zum Angebot des Food Security Standards finden Sie hier: https://foodsecuritystandard.org/publication/the-fss-demonstrating-companies-efforts-towards-zero-hunger-supply-chains/ 

Kontakt:
Welthungerhilfe: www.welthungerhilfe.de
MEO Carbon Solutions: www.meo-carbon.com
Food Security Standard: www.foodsecuritystandard.org
info@foodsecuritystandard.org


Hintergrund

Gummi, Biokunststoff, Blumen oder Kaffee — bei vielen Produkten des täglichen Gebrauchs ist nicht immer direkt ersichtlich, welche Reise der Rohstoff von der Saat bis zum Endprodukt bereits hinter sich hat und wie die Menschen leben und arbeiten, die an der Produktion beteiligt waren.

Viele landwirtschaftliche Güter, die in Europa für die stoffliche Nutzung oder als Nahrungs- und Futtermittel verwendet werden, stammen aus ländlichen Räumen des Globalen Südens. Genau in diesen Gebieten hungern weltweit immer noch mehr als 800 Millionen Menschen; die meisten von ihnen sind für ihren Lebensunterhalt auf die Landwirtschaft angewiesen.

Da die Wahrung des Menschenrechts auf angemessene Nahrung eng mit anderen grundlegenden Menschenrechten verbunden ist, sind in Hungerregionen auch häufig Bereiche wie Gesundheit, soziale Sicherung, Umweltaspekte oder der Schutz vor Kinderarbeit gefährdet.

Letztlich ist die Beseitigung des Hungers von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie Landarbeiterinnen und Landarbeitern die Grundlage für nachhaltiges Wirtschaften und stabile Lieferketten.

Für den Privatsektor ist daher Ernährungssicherheit entlang der Wertschöpfungsketten sowohl wirtschaftlich als auch menschenrechtlich relevant. Hinzu kommt: Oft werden Produzentinnen und Produzenten von Agrarrohstoffen durch ihre eigenen Regierungen nicht umfassend geschützt und die Verwirklichung der Menschenrechte nicht ausreichend vorangetrieben. Umso relevanter ist die Sorgfaltspflicht von Unternehmen, wenn sie Produkte aus Ländern beziehen, die von Hunger oder Mangelernährung betroffen sind. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Gesetzgebungen (Deutsches Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) / EU Corporate Sustainable Due Diligence Directive) sind Unternehmen dazu angehalten, sich über die Produktionsbedingungen zu informieren und in ihrem Verantwortungsbereich für die Einhaltung der Menschen- und Umweltrechte Sorge zu tragen.

Der Food Security Standard (FSS) ist ein Ad-On Standard für Zertifizierungssysteme, der die Absicherung von Menschenrechten in Agrarlieferketten ermöglicht. Bild: FSS

Der Food Security Standard (FSS) ist ein Ad-On Standard für Zertifizierungssysteme, der die Absicherung von Menschenrechten in Agrarlieferketten ermöglicht. Bild: FSS

FSS Vor- Audit, Kautschukernte Kambodscha/Region Mondulkiri, 2022; Foto: FFS

FSS Vor- Audit, Kautschukernte Kambodscha/Region Mondulkiri, 2022; Foto: FFS